zum Thema Mobbing
Häufig gestellte Fragen
Häufig gestellte Fragen
Hier finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Thema Mobbing.
Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. In verschiedenen Studien unterscheiden sich die Mobbingraten recht stark, je nachdem in welcher Altersgruppe und wie genau gefragt wird.
In einer großen repräsentativen Studie der WHO (Health Behavior of School Aged Children, HBSC) wurden 2022 an deutschen Schulen etwa 6.000 11- bis 15-Jährige zum Thema Mobbing befragt:
• Ca. 10% gaben an, von Mobbing in der Schule betroffen zu sein.
• Ca. 5% gaben an, in der Schule Andere gemobbt zu haben.
• Ca. 4% gaben an, online von Mobbing betroffen zu sein.
• Ca. 4% gaben an, online Andere gemobbt zu haben.
Cybermobbing ist somit deutlich seltener als Schulmobbing und meist tritt es zusätzlich zu Mobbing in der Schule auf.
Vor allem für Betroffene kann Mobbing schwerwiegende Folgen haben:
• Abnahme des Selbstwerts
• Rückgang der Lebensqualität
• Einsamkeit und sozialer Rückzug
• Schulvermeidendes Verhalten und schulische Leistungsprobleme
• Psychische Krankheiten (z. B. Depressionen, Angststörungen, psychosomatische Probleme wie Schlafstörungen oder Kopf-/Bauchschmerzen, Selbstverletzung, Suizidalität)
Selbst noch Jahrzehnte später können Langzeitfolgen von Mobbing bestehen.
Aber: Die Folgen von Mobbing können durch Schutzfaktoren wie persönliche Resilienz und die Unterstützung von Freund:innen oder Familie gemildert werden.
Betroffenen fällt es oft sehr schwer, sich Anderen anzuvertrauen. Gleichzeitig ist Mobbing für Außenstehende nicht immer leicht zu erkennen. Mögliche Anzeichen für Mobbing können sein:
• Sozialer Rückzug
• Verletzungen (z. B. Kratzer, blaue Flecken) ohne plausible Erklärung
• Beschädigtes oder verschwundenes Eigentum (z. B. Hefte, Kleidung)
• Ausbleibender Besuch von Mitschüler:innen
• Verschlechterte Stimmung (traurig, verzweifelt, gereizt)
• Schulangst bzw. -unlust
• Verschlechterte Leistungen
• Gehäufte schulische Fehlzeiten
• Im Unterricht oder den Pausen häufig alleine sein
• In den Pausen eher in der Nähe von Erwachsenen sein
• Ausschluss aus Gruppenaktivitäten bzw. Letzte:r bei Gruppenwahl
• Appetitverlust, Kopf-/Bauchschmerzen, Schlafstörungen/Müdigkeit
Behalte es nicht länger für Dich, sondern hole Dir Hilfe!
Vertraue Dich einem Erwachsenen an Deiner Schule an! Das kann eine Lehrkraft, eine Schulsozialarbeiterin oder ein Schulsozialarbeiter, die Schulleitung oder eine andere Person sein, der Du vertraust.
Vertraue Dich einem Erwachsenen zu Hause an! Deine Mutter oder Dein Vater können Dich dabei unterstützen, an der Schule gemeinsam eine Lösung zu finden.
Dokumentiere das Mobbing! Schreibe auf, wer was wann gesagt oder getan hat oder mache Screenshots von Cybermobbing. So kann Deine Schule schnell und gezielt vorgehen.
Gib Dir nicht selbst die Schuld am Mobbing! Mobbing kann jede und jeden treffen! Schuld am Mobbing sind die Täter:innen und Mitläufer:innen. Du bist wertvoll, so wie Du bist!
Man kann immer etwas tun, auch ohne ein Held oder eine Heldin zu sein! Schon kleine Dinge machen einen Unterschied für die Betroffenen.
Wenn Du Mobbing beobachtest:
• Mache nicht mit und lache auch nicht über Mobbing!
• Sage einem Erwachsenen an Deiner Schule Bescheid!
• Sprich andere Zuschauer:innen an, um gemeinsam etwas gegen Mobbing zu tun!
• Wenn es Dich nicht selbst in Gefahr bringt: Sage den Täter:innen, dass sie aufhören sollen!
Nachdem Du Mobbing beobachtet hast:
• Zeige der betroffenen Person, dass sie nicht allein ist und Du das Verhalten der Täter:innen nicht okay findest!
• Biete der betroffenen Person an, gemeinsam Hilfe bei einem Erwachsenen an der Schule zu suchen!
• Schlage der betroffenen Person vor, etwas zusammen zu unternehmen (in der Pause oder in der Freizeit)!
• Informiere einen Erwachsenen an der Schule über den Vorfall!
Wenn Du vermutest, dass jemand gemobbt wird:
• Frag die Person, wie es ihr geht und biete ihr Deine Hilfe an!
• Achte auf die Person und beziehe sie mit ein!
• Informiere einen Erwachsenen an Deiner Schule über Deine Vermutung!
Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie die Situation ernst nehmen. Versuchen Sie, gemeinsam Wege zu finden, wie sie etwas ändern können.
Suchen Sie die Gründe für das Mobbing nicht bei Ihrem Kind. Ihr Kind ist nicht schuld daran, dass er oder sie gemobbt wird.
Informieren Sie in Absprache mit Ihrem Kind Erwachsene an der Schule, denen Ihr Kind vertraut. Kontaktieren Sie nicht die Täterinnen und Täter oder deren Eltern. Die Schule wird sich darum kümmern.
Dokumentieren Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Mobbingvorfälle (z. B. aufschreiben, wer was wann gesagt oder getan hat oder Screenshots von Cybermobbing machen). Eine umfangreiche Beweisgrundlage ist wichtig, damit die Schule schnell und gezielt vorgehen kann.
Ermuntern und unterstützen Sie Ihr Kind dabei, positive Erfahrungen mit Gleichaltrigen zu machen (z. B. in der Nachbarschaft oder im Verein).
Bauen Sie den Selbstwert Ihres Kindes auf, indem Sie dessen Stärken fördern.
Machen Sie sich keine Vorwürfe. Dass Ihr Kind gemobbt wird, sagt nichts über Sie als Eltern aus. Und nehmen Sie es nicht persönlich, falls Ihr Kind bisher nicht mit Ihnen darüber gesprochen hat.
Eine Überlegung ist auch, sich an die Polizei zu wenden, um rechtlich gegen das Mobbing vorzugehen. Mobbing kann eine Straftat sein, mögliche Straftaten sind Körperverletzung (§223 StGB), Beleidigung (§185 StGB), Verleumdung (§187 StGB) oder Nötigung (§240 StGB). Allerdings fällt nicht jeder einzelne Vorfall unter den Tatbestand einer Straftat.
In Bezug auf Cybermobbing:
Verbieten Sie Ihrem Kind nicht die Handy- oder Internetnutzung, weil dadurch auch positive Kontakte mit Gleichaltrigen wegfallen und der Kontrollverlust verstärkt würde.
Wenn Ihr Kind z. B. intime Fotos oder Videos verschickt hat, die in die falschen Hände geraten sind: Machen Sie Ihrem Kind keine Vorwürfe, sondern suchen Sie gemeinsam nach Lösungen.
Ermutigen Sie Ihr Kind, die Täterinnen und Täter zu sperren.
Kontaktieren Sie die Betreiber von Online-Plattformen, um unangebrachte Inhalte zu melden.
Unterbinden Sie unangebrachtes Verhalten frühzeitig, unmittelbar und konsequent! Verhängen Sie angemessene, sofortige Konsequenzen für das Verhalten.
Nutzen Sie Ihre eigene Vorbildfunktion und die besonders einflussreicher Schüler:innen! Indem Sie respektvollen Umgang vorleben, setzen Sie einen Maßstab, an dem sich Ihre Schülerinnen und Schüler orientieren können. Sie können auch den Einfluss beliebter, positiver Rollenmodelle in Ihrer Klasse nutzen.
Nehmen Sie es ernst, wenn Schüler:innen Ihnen von Mobbing berichten! Sie sind oftmals darauf angewiesen, dass Betroffene bzw. deren Mitschüler:innen sich Ihnen anvertrauen, da Mobbing nicht immer direkt zu beobachten ist. Wenn Sie ernsthaft und vertrauensvoll mit berichtetem Mobbing umgehen, verringern Sie die Hemmschwelle, Ihnen Erfahrungen mit Mobbing anzuvertrauen. Suchen Sie gemeinsam nach Lösungen und unternehmen Sie in Absprache mit der betroffenen Person weitere Schritte.
Fragen Sie lieber einmal zu viel als einmal zu wenig nach! Wenn Sie unangebrachtes Verhalten beobachten oder Anzeichen von Mobbing erkennen, fragen Sie nach oder greifen Sie ein, auch wenn Sie sich nicht sicher sind. Ihre Schülerinnen und Schüler bekommen so das Gefühl, dass Sie sich um sie kümmern.
Schaffen Sie Möglichkeiten, isolierte oder betroffene Schüler:innen stärker in die Klassengemeinschaft einzubinden (z. B. bei der Sitzordnung und Gruppeneinteilung oder in den Pausen)!
Suchen Sie die Gründe für das Mobbing nicht bei den Betroffenen! Manche gemobbten Schülerinnen und Schüler werden auch von Lehrkräften als „schwierig“ oder „anstrengend“ empfunden. Doch gerade diese Betroffenen brauchen Ihre Unterstützung!
Holen Sie bei Bedarf weitere Parteien ins Boot! Wenn Sie an Ihre Grenzen stoßen, überlegen Sie gemeinsam mit den Betroffenen, wo Sie Unterstützung finden können (z. B. Schulsozialarbeiter:innen, Schulpsycholog:innen, Beratungslehrkräfte oder andere beratende oder therapeutische Institutionen).
Es empfiehlt sich nicht, nach dem „Feuerwehr-Prinzip“ vorzugehen. Statt viele einzelne zeitaufwändige Kriseninterventionen durchzuführen, sollten Mobbingfälle verhindert werden, bevor sie entstehen. Hierzu ist ein systematischer Mehrebenen-Ansatz erforderlich, der alle Lehrkräfte und Schüler:innen verschiedener Klassenstufen einbezieht. Dieser Gedanke liegt dem Präventionsprogramm „Mobbing&Du – schau hin und nicht zu“ zugrunde.